Muskauer Märkte, Händler und Ziehhunde
Helga Heinze, Krauschwitz
Mit dem Stadtrecht erhielt Muskau auch das Recht verschiedene Märkte abzuhalten. Als sich das Leben nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges langsam wieder normalisierte, erließ Curt Reinicke von Callenberg – Besitzer der Herrschaft – im Jahre 1664 eine Marktordnung. Danach gestattete er der Bürgerschaft drei freie Jahr- und zwei Wollmärkte. Außerdem konnten die Bewohner der umliegenden Dörfer jeden Donnerstag ihr überschüssiges Getreide, Vieh und andere landwirtschaftliche Produkte auf dem hiesigen Wochenmarkt anbieten. Ein am nördlichen Stadtausgang befindlicher Platz diente im 19. Jahrhundert zweimal im Jahr als Viehmarkt. Weil hier 1880 das Muskauer Krankenhaus entstehen sollte, musste der Viehmarkt auf einen abgeholzten und planierten Platz hinter das Schützenhaus umziehen.1 Ebenfalls in dieser Zeit hatte sich im Dezember ein Weihnachtsmarkt etabliert. Händler aus nah und fern boten den Besuchern vielerlei Waren an, wie „Äpfel aus Reichenbach, Hechte aus Zimpel, Käse aus Reuthen, Spargel aus Dubraucke (Eichwege), Gnadenfreier Pfefferminzküchel aus Sorau, Honigkuchen aus Liegnitz.“2
Oft inserierten die Händler schon vorab, um ihr Kommen und ihren Standort bekanntzugeben. Auch die hiesigen Händler hatten ihre Geschäfte herausgeputzt und lockten wie die Hofkonditorei von Ernst Ludwig Kunstmann und der Spielwarenladen von Julius Krüger mit besonderen Weihnachtsausstellungen.

Markttreiben in Muskau in den 1930er Jahren
Zu Silvester fand sich der Mühlenmeister August Weise aus Sagar ein, um seine im Mühlteich gefangenen Karpfen feilzubieten. Durch die vielen Händler profitierte die Stadt wirtschaftlich, denn neben den Marktgebühren gaben sie Geld für Übernachtungen aus. Das „Marktstandsgeld“ legte der Magistrat zu Muskau gesetzlich fest. Die Verteilung der Budenplätze auf dem beliebten Johannismarkt, der mit dem Johannis-Schießen der Schützengilde Mitte Juni einherging, übernahm die Schützengilde selbst. Im Zeitalter der Eisenbahn setzte die Bahndirektion Sonderzüge ein, um den Besuchern eine unkomplizierte Rückfahrt noch am selben Tage zu ermöglichen. Leider trübten oft Taschendiebe das schöne Fest, das mit Händlern und Schaustellern Besucher aus Nah und Fern anlockte. Schon in der Eisenbahn und später auf dem Markt sowie in Muskauer Geschäften trieben sie ihr Unwesen.

Ziehhund im Gespann, Foto Koch Meissen, um 1930

Fuhrmann mit Ziehhund und Wagen, Deckfarbenmalerei um 1850
Im 17. und 18. Jahrhundert besuchten Muskaus produzierende Handwerker wie Tuchmacher, Leinweber oder Töpfer weit entferntere Märkte mit ihren Transportwagen. Als Zugtiere dienten Ochsen oder Pferde. Je nach Gebührenordnung mussten die Händler beim Eintritt in die fremde Stadt pro Wagen und Tier eine festgelegte Summe bezahlen. Zusätzlich fielen Zollgelder an, wenn der Transport eine Landesgrenze überquerte. Wer kein eigenes Gespann besaß, musste dieses samt Kutscher anmieten. Kleine Händler mit Karren und Wägelchen ohne Genehmigung wurden bestraft und verjagt, denn sie galten als Störer und Schleichhändler.3 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts legalisierte sich der Hausierhandel, indem es eine steuerpflichtige Tätigkeit wurde. 1854 betrieben drei Muskauer Töpferfrauen laut Gewerbeakten einen Handel durch Umherziehen mit irdenem Geschirr. Die „Hausir- Gewerbe-Scheine“ mussten alljährlich durch den Magistrat verlängert werden. Wer seinen kleinen Wagen nicht selbst ziehen wollte, bediente sich eines Ziehhundes. Dass solche Tiere auch zum hiesigen Alltag gehörten, zeigen die beiden Inserate im Muskauer Anzeiger.

Muskauer Anzeiger, 20. März 1875
Damals wie heute gab es unter den Hausierern auch „schwarze Schafe“. 1880 warnte die Polizei vor mehreren Händlern, die sich als Abgesandte des „Schlesischen Vereins zur Heilung armer Augenkranker“ ausgaben. Sie boten Brillen in schlechter Qualität zum Preis zwischen fünf und acht Mark an, obwohl sie kaum eine Mark wert waren.4
Quellen:
1 Muskauer Anzeiger, 18. August 1880
2 Muskauer Anzeiger 1872-1880
3 Heinze, H./Klein, H./Krabath, S.: Muskauer Steinzeug, 2019, S. 114
4 Muskauer Anzeiger, 8. September 1880.