Muskauer Geschichte in Mannos Zettelkästen
Helga Heinze, Krauschwitz
Der Muskauer Apotheker und Heimatforscher Werner Manno – Ehrenbürger der Stadt Bad Muskau seit dem Jahr 2000 – übergab uns viele in seiner langen Sammeltätigkeit zusammengetragenen Dokumente. So gelangten wir in den Besitz zweier äußerlich einfacher Zettelkästen mit großem Geschichtspotential. Darin stecken nach dem Alphabet geordnete Blätter – manchmal auf der Rückseite alter Dokumente verfasst – in der Größe A6 mit allerlei Wissen zu Begebenheiten, Personen und Gegenständen, die mit Muskau in Verbindung stehen. Es gibt auch eine Aufstellung bekannter Zeitungen, Bücher, Gedichte und Lieder, die sich mit Muskau befassten. Auch die Namen einiger Künstlerinnen und Künstler, die Ort und Park in ihren Werken verewigten, sind erwähnt.
Werner Manno und auch schon sein Vater Richard (1878-1957) notierten auf den fast Tausend Zetteln alle noch so kleinen Bruchstücke der Muskauer Geschichte, die ihnen unterkamen. Wir erfahren etwas über die einstigen Standorte der Stadttore, sowie Datierungen zu verschiedenen Gebäuden. Dazu zählt auch das als Saisonlokal genutzte Holzhaus „Zur großen Linde“ am Berg oberhalb der Apotheke (Abb. 3). Von solchen Informationen profitiert momentan unsere Arbeit zur Geschichte der Muskauer Gasthöfe, die später in eine Publikation einfließen soll. Auch konnten nun die hier archivierten Stereofotos genau datiert werden, denn diese hat laut Werner Manno der Muskauer Hof-Fotograf Bernhard Winkler im Jahre 1875 hergestellt. Somit zählen sie zu den ältesten fotografischen Aufnahmen der Stadt (s. Beitrag zu Bernhard Winkler).
Apotheker und Heimatforscher Werner Manno (1913-2017)
Einer der zwei Zettelkästen von Werner Manno
Typisch für einen Apotheker, haben sich bei Werner Manno auch Informationen zu Medikamenten erhalten, wie zum Beispiel die Rezeptur des „Englischen Balsams gegen Zahnweh“.
Stets sorgfältig mit Quellenangaben versehen, übernahm Werner Manno Hinweise von anderen geschichtsinteressierten Personen und Quellen. Vieles entnahm er dem Muskauer Anzeiger, der ab 1852 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs mehrmals wöchentlich den Lesern regionale und internationale Neuigkeiten überbrachte. Leider hat sich am hiesigen Ort keine komplette Ausgabensammlung jenes Anzeigers erhalten. Dieses Defizit konnte nun der Freundeskreis Historica Bad Muskau e.V. durch einen Besuch im Schlesischen Archiv der Universitätsbibliothek Wrocław/Breslau ausgleichen (s. Beitrag zum Muskauer Anzeiger).
Im Herbst/Winter 2024 nahmen wir uns die Zeit, den Inhalt von „Mannos Zettelkästen“ noch einmal intensiv durchzugehen. Es stand die Frage im Raum, ob jeder Zettel eingescannt oder der Text wortwörtlich in den Computer übertragen werden sollte? Wir entschieden uns, zuerst jeden Zettel zu lesen und sie mit neuen Forschungsergebnissen abzugleichen. Erst danach gelangten die geschichtsrelevanten Informationen zu den entsprechenden Rubriken in das Gehirn unseres Vereins – den Computer. Trotzdem bleiben die beiden brüchigen schon in die Jahre gekommenen Zettelkästen von Werner Manno erhalten. Sind sie doch ein Urgestein vom Beginn der Datenspeicherung. Und im Zeitalter verletzlicher Technik wissen wir sie wohl als stille Zeitzeugen im Depot lagernd zu schätzen.

Zettel mit Informationen zum Gasthaus „Große Linde“