Advokat Ernst Ludwig Woch und seine Nachkommen
Helga Heinze, Krauschwitz
Die nicht alltägliche Geschichte der Familie Woch beginnt in der Stadt Muskau mit dem Rechtsanwalt Ernst Ludwig. Als Sohn des Pachtinhabers George Eduard Woch in Luga bei Bautzen im Dezember 1773 geboren, erhielt er eine gute Bildung. Dazu besuchte er die Schulen der Städte Lauban und Görlitz, bis er sich schließlich für das Fach der Rechtswissenschaften entschied, das er in Wittenberg und Leipzig studierte. Als Oberamts-Advokat praktizierte er in Zittau, lernte Caroline – Tochter des Görlitzer Bürgermeisters Carl Gottlieb König – kennen und heiratete sie 1799. Die Ehe blieb kinderlos und wurde geschieden. 1807 kam Woch nach Muskau, praktizierte hier ebenfalls als Oberamts-Advokat und arbeitete nach 1815 in seinem heute nicht mehr vorhandenen Haus – unbebautes Grundstück Kirchstraße 5 – als Königlich Preußischer Justiz-Kommissar.
Amtsgerichtsschreiber Franz Woch (1871-1912), Maler Eugen Woch (1864-1946), Sohn von
Sohn von Maler Friedrich (1837-1907) Töpfer Theobald Woch (1834-1896)
Als Ernst Ludwig Woch am Abend des 30. August 1819 mit 46 Jahren plötzlich am Hirntod starb, hinterließ er seine geschiedene Ehefrau in Görlitz und „zwei Söhne außer der Ehe.“ 1 Der 1803 in Zittau geborene – ebenfalls Ernst Ludwig genannte – ist einer dieser beiden. Als Maler von Beruf heiratete er 1829 die Tochter des Muskauer Töpfers Gottlob Lehmann. Aus einer im Stadtarchiv erhaltenen Quittung ist zu erfahren, dass er 1836 für das „Beschreiben des Maischbottig, Kühlstock, Nachbierbottig, Quellbottig und Wasserfaß“ im Brauhaus 15 Silbergroschen aus der Braupfannenkasse bekam.2
In seiner 40-jährigen Ehe hatte Ernst Ludwig Woch neun Kinder, sieben überlebten. Eine Tochter heiratete nach Dresden, die andere blieb unverheiratet und starb mit 26 Jahren. Zwei der Söhne arbeiteten später als Töpfer und drei als Maler. Der 1837 geborene Friedrich Heinrich trug bei der Geburt seines ersten Kindes 1862 neben dem Beruf als Maler die Bezeichnung Fotograph.3 Das lässt aufhorchen, denn in Muskauer Archiven sind keine Fotos von ihm bekannt. Jedoch befinden sich im Fürstlich Wiedischen Archiv in Neuwied – dem Adelssitz der Tochter und Erbin der Standesherrschaft Muskau nach Prinz Friedrich der Niederlande – neben den Fotos des Muskauer Fotografen Bernhard Winkler auch einige Fotos von Friedrich Woch. Wahrscheinlich endete 1876 das Interesse an der Fotokunst mit der Titelverleihung seines Berufskollegen Bernhard Winkler zum Hoffotograf (s. Beitrag zu Bernhard Winkler). Friedrich Woch, ernannter Hofmaler, arbeitete danach nur noch als Stubenmaler und Tapezierer, betätigte sich aber auch künstlerisch. Auf der Görlitzer Industrie- und Gewerbeausstellung 1885 stellte er in der Gruppe XXI – bildende Künste – eine „Landschafts-Gruppe aus dem Park zu Muskau“ aus.4
Von seinen einst zehn Kindern erreichten drei Töchter und zwei Söhne das Erwachsenenalter. Carl wurde wie sein Vater Maler und Franz Amtskanzleischreiber (Abb. 1). Später zählten neben Maler Eugen Woch (Abb. 2) auch Personen mit Berufen wie Uhrmacher, Maschinenschlosser, Metallformer und Ofentöpfer zu den Nachkommen des einstigen Juristen Ernst Ludwig Woch.

Rechnung an Stadtkirchen-Gemeinde Muskau für „Abstauben und abkehren der Kanzel des Altars
und der Wände des hinteren Kirchenteiles“ für sechs Mark, Eugen Woch 2. Juni 1915
Quellen:
1 Evangelisches Pfarramt Bad Muskau, 1800 bis 1830 Trau- und Sterbe-Register.
2 StS BM V 257 S, Brau-Rechnung 1835/36 nebst 65 Stück Belegen, Beleg Nr. 23, Blatt 51.
3 Evangelisches Pfarramt Bad Muskau, Taufregister 1851 bis 1865.
4 Muskauer Anzeiger, 20. Juni 1885.