Wie Muskau einst in roten und grünen Flammen leuchtete
Helga Heinze, Krauschwitz

In den Muskauer Anzeigern des 19. Jahrhunderts lässt der Hof-Apotheker Richard Manno (1847-1913), der diese Einrichtung am 29. Januar 1875 vom vorherigen Apotheker Carl Neitzel erworben hatte, viele seiner Angebote veröffentlichen. Darunter das rote und grüne Bengal-Feuer. Noch heute bekannt und verwendet, stellt sich die Frage, was haben die Muskauer damals mit diesem Feuer beleuchtet. 
Auch hier hilft der Anzeiger weiter, indem er über besondere Ereignisse ausführlich berichtete. So zum Beispiel, als am 22. und 23. Juni 1877 die  Mitglieder des landwirtschaftlichen Provinzial-Vereins der Mark Brandenburg und der Niederlausitz im hiesigen Bade ihre Versammlung abhielten: „An beiden Abenden war das Bad mit Lampions prächtig illuminirt, und als bei den berauschenden Klängen der Kapelle des 103. Regiments die herrlichen Baum-Gruppirungen des Badeparkes,die Neißebrücke, die Logierhäuser und die Berglehnen in rothem und grünem Bengalfeuer feenhaft aufleuchteten und die wunderbar schönen lauen Sommer-Nächte dadurch zeitweise magisch erhellt wurden, da erreichte der Fest-Jubel seinen Höhepunkt.“1 

                                                 Muskauer Anzeiger, 27. Februar 1875

Auch das Schützenfest vom 24. und 25. Juni 1878 mit der Ermittlung des Schützenkönigs und Marschalls fand Erwähnung: „Ihnen zu Ehren strahlte die Stadt am Abend ihres Einzuges im prächtigsten Bengal-Feuer.“2 Für den 8. August des gleichen Jahres organisierte der Gastwirt des Fürst-Pückler-Restaurants August Rudorf eine Fahrt nach Weißwasser an den Braunsteich mit Wald- und Wasserfeuerwerk. An den Abenden des 23. und 24. Augusts 1883 fanden auf dem Marktplatz große Seiltanz-Vorstellungen abermals mit Feuerwerk und bengalischer Beleuchtung statt. Inzwischen boten auch andere Muskauer Händler wie der Klempnermeister Gustav Bräutigam und der Handelsmann Max Hässelbarth dieses bengalische Feuer an. Für abendliche Beleuchtung sorgte auch der Seifensieder Ernst Wilhelm Haag mit seinen Illuminationslämpchen zu 5 Pfennig das Stück. Der Barbier Hermann Sänger hielt für die Illumination der Gärten und Kolonaden „Deutsche Reichspatentierte Lampions“ bereit.Der Muskauer Modelltischler Robert Neander handelte 1884 neben bengalischen Flammen auch mit Feuerwerkskörpern, „sowie Luft-Ballons von 87, 103 und 150 Centimeter Höhe.“3
 

Muskauer Anzeiger, 24. Oktober 1885              Muskauer Anzeiger, 28. Oktober 1885          Muskauer Anzeiger, 9. Juli 1884     

Es ist schon erstaunlich, was damals in Muskau so alles los war. Diese extravagante Beleuchtung kam natürlich nur bei besonderen Ereignissen zum Einsatz. Schließlich kostete das Pfund rotes oder grünes Bengalpulver 1875 zwei Mark – damals der Preis für zehn Eier. Dieses Feuer brannte ohne lästigen Rauch und vor allem ohne ohrenbetäubende Geräusche ab. In den Aufzeichnungen von Werner Manno (1913-2017) – Sohn des damaligen Hofapothekers Richard Manno – ist zu erfahren, dass dieses Bengalische Feuer ein letztes Mal 1952 bei der 500-Jahrfeier von Bad Muskau auf dem Dach des Telefonhäuschens am Markt gegenüber der Apotheke die Stadt erleuchtete. Vielleicht böte ein nächstes Jubiläum den Anlass, diese schöne Tradition wieder aufleben zu lassen.
Bei den großen „Brillant-Feuerwerken“ im Hermannsbad sorgte Neander als ausgewiesener Pyrotechniker für die Leuchteffekte.4
1884 verpflichtete die Badeverwaltung den „Kaiserl.Königl. geprüften Kunstfeuerwerker Wenger, um den Besuchern im Hermannsbad ein „Parade-Feuerwerk“5 und eine große bengalische Beleuchtung am Schluss zu bieten.  Zum 100. Geburtstag des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau sollte am 30.Oktober 1885 abends um 19 Uhr ein Umzug mit sämtlichen Vereinen durch die gesamte Stadt stattfinden. Das Festkomitee rief die Bürger auf, ihre Häuser stimmungsvoll zu illuminieren. Darauf stellten sich natürlich auch die Händler ein, indem sie ihre Produkte anboten. Als der Zug am Schloss anlangte, leuchtete die durch Illuminationslämpchen dargestellte Fürstenkrone sowie die Zahlen- und Buchstabenkombination „1785 H. P. 1885“ auf der Schlosswiese. Den Höhepunkt bot ein Feuerwerk und stimmungsvolle bengalische Beleuchtung der umliegenden Parkanlagen. Auf dem weiteren Wege ging es über die Gloriette zur Parkgrenze, wo „die Gebäude des Niederländischen Hofes in prachtvollstem, verschiedenfarbigen Bengalfeuer strahlten.“6 

Quellen:
1 Muskauer Anzeiger, 27. Juni 1877
2 Muskauer Anzeiger, 26. Juni 1878
3 Muskauer Anzeiger, 27. August 1884
4 Muskauer Anzeiger, 22 August 1884
5 Muskauer Anzeiger, 9. Juli 1884
6 Muskauer Anzeiger, 4. November 1885

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